Sir John SUTTON wurde am 18.10.1820 in Sudbrooke Holm/Linconshire, England geboren, verstarb am 05.06.1873 in Brügge und wurde in der Familiengruft Aime Boone beigesetzt. Sein Wunsch war die Beisetzung in Kiedrich, wenn er in Deutschland gestorben wäre. Dies konnte rund 100 Jahre später realisiert werden. Die Umbettung in eine eigene Gruft fand am 02.11.1974 in Kiedrich feierlich statt. |
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Der gebildete wohlhabende englische Adlige Sir John Sutton, in Kiedrich meist »der Engländer« benannt, bereiste 1857 zum zweiten Mal mit seinen Freunden den Rhein, unter anderem mit Jean-Baptiste de Bethune, um nach »gotischer Substanz« zu suchen, um dadurch ihre »innere neugotische Einstellung« zu bekräftigen. |
Der Choralgesang wurde durch seine Chorstiftung (24.12.1865) einer fundamentalen Rettung zugeführt. Hauptamtliche Chorregenten, bis heute 23 an der Zahl, führten ab sofort den Chor, und er ließ die Chorbuben anstelle der Dorfschule in der Kiedricher Choralschule unterrichten. Der Kauf zweier auf dem freien Markt verfügbaren Codices (Kiedricher Codex A 1280 aus dem Mainzer Dom und B 1500 aus dem Erfurter Dom) war die Grundlage für die Chorregenten Anton Halbritter und Paul Gutfleisch und die Chorsänger Josef Staab und Bruno Kriesel, die Gregorianik »im gotisch-germanischen Dialekt des römischen Chorals« wieder einzuführen. Somit singt Kiedrich weltweit als einzige Gemeinde regelmäßig diesen gotischen Choralgesang wie in Mainz im 12.-16. Jh. Sir John Sutton ließ die komplette Kirche innen und außen renovieren. Hervorragende Künstler wie Maler August F. K. Martin und den Bildhauer Theodor Broichmann konnte er für die Arbeiten gewinnen. Der Baumeister Franz-Josef von Denzinger schufen einen neuen Turmhelm an Stelle des baufälligen Zwiebelturms, und Friedrich von Schmidt erichtete den neuen Dachreiter. Sie veränderten somit wesentlich das Ortsbild. Die Kiedricher Bewohner profitierten ebenso von den Wohltaten des Sir John Sutton, denn er wohnte von 1857 bis 1873 fast ständig in Kiedrich. Die armen Dorfbewohner wurden unterstützt, den Kindern schenkte er Weck und Brot, er ließ Armenhäuser bauen, errichtete eine Krankenstation, eine Nähschule für Frauen, gründete einen der ersten Kindergärten im Rheingau und vieles mehr. Eine Hochrechnung ergab in 2008 eine Summe von ca. 14 Millionen Euro, die Sir John Sutton aus seinem Privatvermögen in Kiedrich investierte. Die Gemeinde Kiedrich hätte sich nicht so gut entwickelt, wenn dieser gütige »Engländer« hier nicht vorbildlich gewirkt hätte. |