Historischer Marktbrunnen von 1541
Auf dem Marktplatz steht an der Kirchhofaußenmauer hochaufragend der mit Spendengeldern und auf Initiative des Förderkreises Kiedricher Geschichts- und Kulturzeugen 1998 von Bildhauer Robert Frank Schmidt restaurierte Marktbrunnen von 1541 - damals geschaffen von Moritz Lechler - es ist die Rekonstruktion des ältesten Marktbrunnens im Rheingau. | ||
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Den Rundbogen auf dem Architrav schmücken das Kiedricher Wappen und das Wappen des Mainzer Landesherrn, Kurfürst und Kardinal Albrecht von Brandenburg. >> mehr Originale sind:
und der Sandsteintrog (linkes Bild). Oberstraße gefunden. |
Historischer Marktbrunnen um 1900
vor dem Rathaus, im Hintergrund die St. Michaelskapelle |
Der Kiedricher Marktbrunnen und Albrecht von Brandenburg
Der alte Marktbrunnen, einst lebensnotwendiges Erfordernis einer Ansiedlung, war vor 1393 angelegt worden, wie eine Urkunde ausweist, und hatte seinen Standort vor dem Rathaus. Dort ist sein Schacht mit 5,15 m Tiefe erhalten und führt noch Wasser. Er war als Ziehbrunnen gestaltet; im 19. Jh. wurde er zum Pumpbrunnen umgebaut. Bei der Einführung der Wasserleitung (1897) brach man alle oberirdischen Teile ab und deckte den Schacht zu. Ab den 30er Jahren des 2O. Jh. fand man an den verschiedensten Stellen der Gemeinde wesentliche Teile des ehemaligen, in der Renaissance neu gestalteten Aufbaus. Man dachte an eine Restaurierung, die dann 1994 im Zeichen der 750-Jahrfeier der selbständigen Gemeinde Kiedrich auch gelang. Eine Aufstellung am alten Platz scheiterte am heutigen Verkehr, und so wurde er als Laufbrunnen an die hohe Kirchhofsmauer angelehnt.
Zwei Pfeiler tragen einen breiten Architrav, an dem ehemals die Rolle mit dem Seil befestigt war, und darüber einen rundbogigen Aufsatz mit 2 Wappen: rechts das der Gemeinde Kiedrich mit der Burg Scharfenstein und den zwei Mainzer Rädern, links das des regierenden Landesherrn, Erzbischof, Kurfürst und Kardinal Albrecht von Brandenburg. (Ein ähnlicher Schmuck wurde auch an dem 1586 vollendeten Rathaus angebracht mit dem Wappen des dann regierenden Landesherrn Wolfgang von Dalberg).
Der zugehörige Brunnentrog wurde erst 1996 wieder entdeckt, restauriert und aufgestellt.
Der Überbau trägt seitlich am Architrav das Meisterzeichen seines Schöpfers, des Steinmetzen Moritz Lechler, der u.a. auch den Ratsbrunnen in Oppenheim schuf. Die Inschrift des Architravs meldet in schöner Capitalis-Schrift: ANNO DOMlN| 1541 IST DIS WERCK GEMACHT WORDEN.
Vorbild des ganzen Aufbaues war wohl der Mainzer Marktbrunnen des Dietrich Schro von 1526, ebenso geziert mit dem (elffeldrigen) Brandenburgwappen. ln Kiedrich wurde das siebenfeldrige Wappen des Kardinals gewählt, wie wir es von Dürers "Kleinem Cardinal" her kennen. Es zeigt in der Mitte drei Herz- schilde mit den Wappen seiner Bistümer: Mainz, Magdeburg und Halberstadt; die vier Außenfelder bringen eine Reihe der weltlichen Titel des Kardinals: rechts oben Markgraf von Brandenburg, rechts unten Herzog von Pommern, links oben Burggraf von Nürnberg und links unten Graf von Hohenzollern. Die stilgerechte Restaurierung verdanken wir dem Kiedricher Steinmetzmeister Robert Frank Schmidt, der dazu noch die nicht wieder aufgetauchten Pfeiler schuf und sie der Gemeinde schenkte. Überhaupt ist die ganze Restaurierung ausschließlich von Spendern finanziert worden. Allen gebührt herzlicher Dank für ein wiedergewonnenes Geschichts- und Kunstdenkmal, das als einziges im Rheingau existiert.
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Eigentum: Gemeinde Kiedrich Literatur: [29]; [23]; [14] Text: Josef Staab u. Bruno Kriesel Fotos: Bruno Kriesel (09/1992) Aktualisierung: Torsten Ahlhorn u. Werner Kremer 12.06.2015, Ergänzung W.K. 25.12.2017. |
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