WK 10 Albuskreuz (oder auch Kainskreuz)
Standort: Auf der Wegspitze (Gewannspitze) des Grenzwegs Kiedrich-Eltville, d.h. Weggabelung Albus- und Grünewaldweg zur „Küh-Hohl“. |
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Das 3. Kreuz (jetzt akuelle), geschaffen von Steinmetzmeister Robert F. Schmidt, Kiedrich. |
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Ehemaliger Standort: ca. 250 m vom jetzigen Standort auf dem Albusweg in
Richtung Eltville auf Eltviller Gemarkung vor August 1983. Sichtbar war am alten Standort nur die obere Hälfte der Schrift. Durch die Stellung hart am Weg war der Corpus Christi längst zerstört und das Sandsteinkreuz stark mitgenommen. Erwähnt durch Hedwig Witte im September 1953, (Wiesbadener Kurier). |
Neues zweites Kreuz mit Relief Christus am Kreuz (1994) Da das ursprüngliche erste Sandstein-Kreuz zerbrochen war, wurde auf dem Sockel ein neues zweites Kreuz 1984/85 von Bildhauer Anton Haust, Presberg, in Mineros (Kunststein) errichtet, veranlasst von Pfarrer Dr. Mann und in Auftrag und Finanzierung der Kiedricher Kath. Kirchengemeinde im Juli 1985. Ein neuer Aufstellungsort, die oben genannte Gewannspitze auf damals Eltviller Gemarkung, wurde in Abstimmung zwischen Dr. Mann und dem Eltviller Bürgermeister Hölzer gefunden. Dieses neue zweite Kreuz zeigte im Relief den dornengekrönten Christuskopf unter der Leidenskelter, mit der Balkeninschrift > Torcular calcavi solus < (ich allein trat die Kelter) . Pfarrer Dr. Mann nannte dieses neu errichtete Wegkreuz „Segenskreuz über dem Fluchstein“ (seine Begründung siehe Anlagen) (Bild von Edda Hermann, Geisenheim) |
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Durch einen Traktor wurde dieses zweite Kreuz, nicht der Sockel, so
stark beschädigt, dass ein neues, nun drittes Kreuz, hergestellt werden
musste (siehe oben). Dieses heutige dritte Kreuz wurde durch den Weinbauverein Kiedrich dem Bildhauer und Steinmetzmeister Robert Frank Schmidt, Kiedrich, in Auftrag gegeben und dann 1994 neu gefertigt. Die Finanzierung konnte mittels Spenden sichergestellt werden. Die feierliche Einsegnung wurde durch Pfarrer Reichwein bei der Himmelfahrtsprozession 1994 vorgenommen. Er sprach die Segensworte: „Das Kreuz ist ein Dank an Gott und eine Bitte um Wachstum und Schutz des Weinbaus in dieser Gegend“. Im Jahr 2000 wäre dieses dritte Kreuz beinahe ein Opfer der Hitze eines großen brennenden Haufens von Weinbergstickeln geworden. Ein Kiedricher Winzer hatte mutwillig die alten, bei der Flurbereinigung ausgehauenen Stickel angezündet. Die Rosenstöcke, der Rasen und eine Ruhebank verbrannten, das Kreuz war rußgeschwärzt und konnte glücklicherweise, ohne auseinander zu platzen, die große Hitze überstehen. Die Grenze ist bei der Flurbereinigung 2001/2002 neu festgelegt worden, wobei die Gewannspitze der Gemeinde Kiedrich zugeschlagen wurde, da dort ein Kiedricher Wegkreuz steht und der historische Grenzstein, Stein Nr. K / El 1a, hinter dem Kreuz ca. 3 m vom Grünewaldweg (oberen Weg) und ca. 1 m von der Grenze auf Kiedricher Seite, von der Flurbereinigungsbehörde am 17. Okt. 2002 neu gesetzt wurde. Die Grenze vor der Flurbereinigung verlief entlang dem Albus-Weg bis zum Blechhäuschen und dann nach Nord-Osten zum oberen Wirtschaftsweg. Dort stand der Grenzstein Nr. K/El 1a direkt neben dem Blechhäuschen in ca. 80 cm Tiefe. Das Blechhäuschen ca. 80 m nord-westlich von der Gewannspitze, wurde im Rahmen der Flurbereinigung entfernt und durch eine neue Schutzhütte, auf der Gewannspitze Dippenerd ersetzt. Das Blechhäuschen umschloss ehemals die Gemeindewaage am Zehnthof. Als Bürgermeister Lagier die Waage in den 1930er Jahren mit Fachwerk umgeben hatte, kam das Blechhäuschen als Schutzhütte in die Dippenerd. Das ursprüngliche Mahnmal wurde offenbar 1881/82 aufgrund eines Verbrechens an einem Kiedricher Bürger errichtet, mit einem erschütternden Fluch, den die Angehörigen dem Mörder nachschickten. Der Hergang erscheint noch rätselhafter durch die Eintragung im Kirchenbuch, in der als Todesursache steht: >...... infolge eines Schusses als Traubenschütz <. Jedoch im Zivilstandsregister vom 21. Sept.1881 steht keine Todesursache, sondern: gestorben abends ½ 8 im Haus. |
Alter beschrifteter Sandsteinsockel auf der alten Sockelplatte (nach 1881). Inschrift: den 21te September 1881 nachmittag 3 uhr wurde unser lieber Vater und Gatte Christoph Kropp aus Kiedrich von einem 2te Kain erschossen, der liebe Gott Sprach unstät und flichtig Solsdu Gehen auf Erden so wird er auch einst zu dir Sagen der du das gethan hast Vater unser Gib uns Vergebung den Schuldigern (letzte Zeilen sind nachträglich eingeschlagen worden) |
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Hinweise auf den alten Standort an der Sockelschmalseite | |
Anmerkungen: Josef (Seppel) Bibo, Oberstraße 33, Kiedrich, erzählt im Oktober 2002: Seine Großmutter väterlicherseits, geb. 1875, erzählte, dass der Tod durch einen Fehlschuss eines Kiedricher Wilddiebs herbeigeführt worden sei. Der Flur- und Traubenschütz sei mit dem Wilddieb zusammen auf der Wilderei gewesen, er am unteren Ende der Weinbergzeile und der Wilddieb an dem oberen Ende der Zeile. Beim Fehlschuss auf einen Hasen mitten in der Zeile sei dieses Unglück passiert. Dr. Josef Staab vermutet: Die unterschiedlichen Angaben im Kirchenbuch und im Zivilstandsregister vom 21. Sept.1881 sind vermutlich damit zu erklären, dass die Familie zuerst von einem Selbstmord ihres Vaters ausging und nicht wusste, dass er wildern ging. Diese Angaben wurden zuerst von der Familie gemacht, um das Ansehen des Vaters nicht zu beschädigen und um eine ordnungsgemäße Beerdigung (bei Selbstmord nicht möglich) auf dem Friedhof zu gewährleisten. Die Polizeiliche Untersuchung ergab später, dass in der Doppelläufigen Flinte des Traubenschützes beide Läufe geladen waren, und somit ein Selbstmord ausgeschlossen war. Vor diesem Hintergrund kann man die Entstehung dieses Mahn-Kreuzes durch die Familie und die Inschrift auf dem Sockel verstehen. |
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Eigentümer des Flurstücks: Gemeinde Kiedrich Eigentümer des Kruzifixes: Kath. Pfarrei Kiedrich Pflege: Andreas Wenz, Kiedrich, Literatur: Pfarrer Dr. Mann, Scharfenstein Kurier, Nov 1986 ; Hedwig Witte, Wiesb. Kurier 09/1953, Zeitungsausschnitte, Gerichtsunterlagen beim Landgericht Wiesbaden Text: Werner Kremer Fotos: Werner Kremer (07/2003) Aktualisierung: Werner Kremer 23.01.2005 >> Torsten Ahlhorn u. Werner Kremer 12.06.2015 |
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