Nachruf der Rheingauer Geschichtsvereine
Text: Dr. Manfred Laufs, Geisenheim
Erstveröffentlichung in dieser Homepage mit Genehmigung von Dr. Laufs
Dr. h. c. JOSEF STAAB
Domänenrat a. D.
(* 28.12.1919; † 14.01.2009)
Ein außergewöhnlicher Heimatforscher und Weinfachmann ist von uns gegangen.
Die unterzeichneten Rheingauer Geschichts- und Kulturvereinigungen haben ihm viel zu verdanken.
Die
Liste der Veröffentlichungen von Josef Staab umfasst über hundert Titel
an mustergültigen Aufsätzen, Büchern und Bildbänden über die Geschichte
und Weinkultur (besonders) des Rheingaus, eine Zahl, die manchem
Hochschullehrer zur Ehre gereichen würde.
Fundament dieser
bedeutenden Leistung war eine klassische humanistische Bildung mit
Latein, Griechisch und Philosophie, ergänzt durch ein viersemestriges
Theologiestudium sowie eine durch Fleiß und Ausdauer erworbene
paläographische Lesefertigkeit. Beseelt von einem ausgeprägten
Forschungsdrang ist ihm das Hauptstaatsarchiv Wiesbaden zeitweise zur
zweiten Heimat geworden, wo er sich mit großem Erfolg an die
Erschließung von Quellentexten heranwagte, um die andere einen weiten
Bogen machen. Das Forscherglück ist ihm besonders hold gewesen, als er
die erste urkundliche Erwähnung der Rebsorte Riesling mit dem Anbauort
Rüsselsheim entdeckte (1435), und im Staatsarchiv Marburg eines Tages
den Nachweis für die Entdeckung und die richtige Datierung der Spätlese
(1775) fand.
Für seine wissenschaftliche Gesamtleistung ist
Josef Staab 1987 der Ehrendoktortitel verliehen worden. Aus diesem
Anlass sprach der Dekan des Fachbereichs Geowissenschaften der
Universität Mainz von einem in mehrfacher Hinsicht "außergewöhnlichen und seltenen Ereignis", zum einen insofern der
Fachbereich in 15 Jahren nur zweimal eine Ehrenpromotion vorgenommen
habe, und zum anderen kommt es recht selten vor, dass die Arbeit eines
Heimatforschers durch eine so hohe Auszeichnung gewürdigt wird. Dr. h.
c. Josef Staab hat damit ganz nebenbei auch das Ansehen der
Heimatforschung überhaupt gefördert.
Darüber hinaus hat er als
Ideengeber, Anreger und Gründer bei der praktischen Umsetzung seiner
Erkenntnisse tatkräftig mitgewirkt. So ist er bei den meisten der
unterzeichneten Vereine maßgebliches Gründungsmitglied gewesen:
1956 bei den "Heimatforschern" (1992-1999 Vorsitzender)
1971 bei dem "Rheingauer Weinkonvent" (1981-1990 Kapitelältester)
1983 beim "Freundeskreis Kloster Eberbach"
1990 dem "Förderkreis Kiedricher Geschichts- und Kulturzeugen" (1990-2009 Mitglied des Beirats und historischer Berater).
Zusammen mit Prof. Dr. Paul Claus hat er
1992
das RHEIN-GAU FORUM, unsere "Zeitschrift für Wein, Geschichte,
Kultur", aus der Taufe gehoben und bis 2005 mit Prof. Claus geleitet.
Neben
der Heimatforschung war der Wein seine zweite große Leidenschaft.
Zusätzlich zu seinen beruflichen Verdiensten hat er durch sein
Engagement im Rheingauer Weinkonvent wesentlich dazu beigetragen, das
Wissen um den Rheingauer Wein zu mehren und eine niveauvolle Weinkultur
zu pflegen. Es zählt mit zu seinen Verdiensten, dass der Rheingauer
Weinkonvent bis heute eine der größten Vereinigungen von Weinfreunden
und Winzern in Deutschland ist.
Die Eltviller Gästeführer
betrauern besonders den Verlust eines lieben Freundes, der Jahrzehnte
lang an der Ausbildung neuer Gästeführer mitgewirkt und immer durch
seine profunden Kenntnisse der Rheingauer Kunst und Geschichte
beeindruckte.
So wünschen wir uns, dass sein wissenschaftliches
Ethos und seine vorbildliche Tatkraft in unseren Vereinigungen
weiterlebe und uns zur Nachahmung ansporne.
In Dankbarkeit
FÖRDERKREIS KIEDRICHER GESCHICHTS- UND KULTURZEUGEN e.V.
FREUNDESKREIS KLOSTER EBERBACH e.V.
GESELLSCHAFT ZUR FÖRDERUNG DER RHEINGAUER HEIMATFORSCHUNG e.V.
RHEINGAUER WEINKONVENT e.V.
VEREIN DER ELTVILLER GÄSTEFÜHRER e.V.